Kann uns vermeintlich gesunde Ernährung krank machen? Schätzungsweise 8 Millionen Deutsche leiden an Hashimoto Thyreoiditis. Rechnet man andere Schilddrüsenstörungen noch hinzu wie die „normale“ Schilddrüsenunterfunktion oder Struma-Erkrankungen, so geht man davon aus, dass mehr als 25 % aller Deutschen an einer Schilddrüsenstörung leiden.
Wenn es um hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto geht spielt neben psychischem Stress auch körperlicher Stress eine große Rolle. Dieser kann zum Beispiel durch eine falsche Ernährung ausgelöst werden.
Leider können viele als „allgemein gesund geltende“ Lebensmittel deiner Schilddrüse mehr schaden als nützen. Wenn du also trotz gesunder Ernährung immer noch Symptome einer schwachen Schilddrüse hast (z.B. ständige Müdigkeit, Verdauungsprobleme (Blähungen), Haarausfall, Probleme abzunehmen oder unerfüllter Kinderwunsch), dann kann es sein, dass du „gesund“ neu definieren musst – nämlich in „gesund für deine Schilddrüse“. 😉
In folgendem Artikel stelle ich dir 7 Lebensmittel vor, die du bei Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto meiden solltest. Die entsprechenden wissenschaftlichen Studien zu den Zusammenhängen findest du zum Weiterlesen unter diesem Blogartikel verlinkt.
1) Soja (und auch andere Hülsenfrüchte)
Während Soja in Asien sehr beliebt ist und von den Asiaten auch gut vertragen wird, ist die Sojabohne und alle ihre Verarbeitungsprodukte wie Sojamilch, Sojasoße, Edamame, Miso, Tempeh etc. für die Funktion deiner Schilddrüse nicht ideal.
Soja enthält große Mengen an Isoflavonen, welche im Körper einen östrogenen Effekt haben. Diese Phytoöstrogene haben eine blockierende Wirkung auf die Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen und gelten deshalb als Hormondisruptor Nr. 1 für die Schilddrüse.
Die negative Wirkung von Soja auf die Schilddrüse konnte in Studien sogar an gesunden Menschen festgestellt werden1, sodass man davon ausgehen kann, dass ein regelmäßiger Konsum von Sojaprodukten auch bei gesunden Menschen dazu führen kann, dass diese irgendwann an Schilddrüsenstörungen erkranken können.
Die Sojabohne zählt übrigens zu den Hülsenfrüchten, genauso wie zahlreiche Linsen und Bohnen. Leider können auch diese aufgrund der Anti-Nährstoffe nicht gut vom Körper verdaut werden und zu massiven Verdauungsproblemen führen. Unser Darm spielt aber eine wichtige Rolle, wenn es um die Gesundheit unserer Schilddrüse geht. In meinem Blogartikel „Wieso Deine Darmgesundheit essentiell für Deine Schilddrüsenfunktion ist + 3 Essensgewohnheiten, die Du meiden solltest“ erfährst du noch mehr über den Zusammenhang zwischen Darm und Schilddrüse.
2) Salat
Eines der Top-Diät-Gerichte ist glaube ich Salat. Oh wow, wie viel Salat ich früher gegessen habe:
…in der Kantine, weil ich die anderen Gerichte für ungesund gehalten habe,
…beim Italiener, weil ich dachte von Pizza werde ich dick, also lieber einen Salat bestellt,
…und in meiner Low Carb-Zeit war Salat eines der häufigsten Abendessen, die ich gegessen habe (zum Leid meiner Schilddrüse).
Es gibt natürlich hunderte von unterschiedlichen Salat-Möglichkeiten, auch schilddrüsenfreundliche Varianten, aber der Standard-Salat besteht ja in der Regel hauptsächlich aus Blattsalaten (z.B. Eisberg-Salat, Feldsalat, Lollo rosso…) und rohem Gemüse.
Und was soll daran jetzt ungesund sein? Hat doch kaum Kalorien!
Das stimmt, aber unser Körper braucht Kalorien und er lässt sich auch nicht austricksen, indem wir den Magen mit leerem Füllmaterial zustopfen.
Unsere Schilddrüse registriert das ziemlich schnell, dass der Magen zwar voll ist, aber keine wertvollen Kalorien folgen. Diese jedoch brauchen wir, um unseren Stoffwechsel am Laufen zu halten. Wenn die Schilddrüse merkt, dass kein neuer Brennstoff folgt, reguliert sie den Motor auf halbe Geschwindigkeit herunter – Schilddrüsenunterfunktion.
Hinzu kommt, dass Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto weniger Verdauungsenzyme produzieren2 und deshalb rohes Gemüse und Salat nur sehr schwer verdauen können. Kühe z.B. können das sehr gut, die haben aber auch mehrere Mägen und nehmen sich zusätzlich durchschnittlich 8 bis 11 Stunden Zeit die Nahrung zu kauen. Wahnsinn oder?
Deshalb freut sich deine Schilddrüse beim nächsten Italiener-Besuch statt auf Salat lieber auf Antipasti (gegrilltes Gemüse) mit Steak oder andere gekochte Leckereien.
3) Fluoriertes Salz
Fluorid wurde im Zusammenhang mit Karies als Nährstoff erstmals richtig bekannt. Fast jede Zahncreme, egal ob für Kinder oder Erwachsene enthält heute Fluorid, um ein Entstehen von Karies zu verhindern.
Genauso wurde irgendwann auch das deutsche Speisesalz fluoriert und mit einem positiven Zusatznutzen beworben. Auch heute noch gibt es namenhafte Salzhersteller, die fluoriertes Salz verkaufen, ohne einen Warnhinweis bezüglich Schilddrüse zu ergänzen.
Fluorid, und das wissen viele nicht, wurde früher von Ärzten an Patienten verschrieben, die unter einer Schilddrüsenüberfunktion litten, weil Fluorid die Produktion der Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse hemmt.
Wenn wir jedoch an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, wollen wir ja nicht, dass noch weniger Hormone von der Schilddrüse produziert werden. Deshalb empfehle ich meinen Kundinnen immer auf fluoriertes Salz zu verzichten. Leider verwenden auch viele Restaurants, Imbisse und Kantinen fluoriertes Salz.
In manchen Ländern wird leider auch noch das Trinkwasser fluoriert, obwohl es in Studien erwiesenermaßen zu Schilddrüsenunterfunktion führen kann.3
Ich verwende übrigens schon seit vielen Jahren flouridfreie Zahncreme und bis jetzt wurde bei mir kein Karies diagnostiziert, aber das Thema Zähne ist noch mal ein ganz anderes. 😉
4) Nüsse & Kerne
Nüsse und Saaten enthalten neben Antinährstoffen wie der Phytinsäure, die deinem Darm große Probleme bereiten können, auch viele mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die als „allgemein gesund geltenden“ mehrfach ungesättigten Fettsäuren können leider auf unterschiedliche Weise deine Schilddrüsenfunktion stören:
1. Hemmen die Schilddrüse in der Produktion der Schilddrüsenhormone
Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus Nüssen oder pflanzlichen Ölen können wichtige proteolytische Enzyme hemmen, sodass die Schilddrüse an der Freisetzung der Schilddrüsenhormone (v.a. T4) gehindert wird.4
2. Stören die Umwandlung des inaktiven Schilddrüsenhormons T4 das aktive Schilddrüsenhormon T3
Nach der Herstellung des inaktiven Schilddrüsenhormons T4, muss dieses in das aktive Schilddrüsenhormon T3 umgewandelt werden. Dieser Prozess findet in der Leber mithilfe von Enzymen statt. Das wichtigste Enzym, die Deiodinase wird jedoch direkt blockiert5, wenn wir viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren über die Nahrung aufnehmen.
3. Blockieren den Transport von Schilddrüsenhormon T3 zu den Zellen und die Rezeptoren an den Zellen
Das aktive Schilddrüsenhormon T3 muss nach Umwandlung in der Leber zu den Zellen, also zum Wirkort transportiert werden. Hierfür werden spezielle Transportproteine benötigt, an die die Schilddrüsenhormone andocken können. In wissenschaftlichen Studien hat man festgestellt, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren diese Transportproteine direkt hemmen können, sodass der Transport der Schilddrüsenhormone gestört ist.6
Die wenigen Schilddrüsenhormone, die dann noch an der Zelle ankommen werden dann durch die Fettsäuren auch noch daran gehindert, in die Zellen einzudringen, indem die Schilddrüsenhormonrezeptoren an der Zelle von den Fettsäuren blockiert werden.7
Neben Nüssen und Saaten und ihren Milchen enthalten auch viele pflanzliche Öle wie die folgenden hohe Mengen an schilddrüsenblockierenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren:
- Sonnenblumenöl
- Rapsöl
- Leinöl
- Margarine
- …
Aber auch das oft groß beworbene Fischöl enthält große Mengen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die ebenfalls die oben genannten drei Schritte im Hormonkreislauf der Schilddrüse beachtlich einschränken können.
Eine viel bessere Fettquelle für deine Hormonproduktion ist daher Butter, Ghee oder z.B. Kokosöl.
5) Gemüse mit goitrogener Wirkung
Viele als besonders gesund geltende Gemüsearten wie Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi etc. können deiner Schilddrüse großen Schaden anrichten8 und deinem Vorhaben Abzunehmen damit mehr im Wege stehen als du denkst.
Die in dem Gemüse enthaltenden Pflanzentoxine wirken goitrogen d.h. sie blockieren die Jodaufnahme in der Schilddrüse. Wenn die Schilddrüse kein Jod aufnehmen kann, kann sie auch keine Schilddrüsenhormone produzieren. Dann ist es übrigens auch egal wie viel jodhaltigen Fisch und Algen wir essen, das Jod kommt nicht in die Schilddrüse.
Die Blockierung durch die Pflanzentoxine erfolgt übrigens auf zwei Wegen:
- Isothiocyanate und Thiocyanate sind zwei Toxine, die es der Schilddrüse erschweren den Nährstoff Jod überhaupt aufzunehmen, welchen die Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormonen benötigt
- Thioharnstoffe und Oxazolidine blockieren direkt die Produktion von Schilddrüsenhormonen
Durch Kochen kann die goitrogene Wirkung teilweise reduziert werden, leidet man jedoch schon an einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto, sollte man die folgenden Kreuzblütler und Gemüse mit goitrogener Wirkung besser komplett meiden:
- Kohlrabi
- Brokkoli
- Blumenkohl
- Grünkohl
- Rosenkohl
- …
6) Vollkornprodukte
Vollkornbrot, von vielen Ernährungsberatern gerne empfohlen, ist ein typisch deutsches Phänomen. Während die Italiener ihr geliebtes Ciabatta-Brot nie gegen ein Vollkornbrot austauschen würden, sind viele Deutsche immer noch davon überzeugt, dass Vollkornbrot gesünder sei.
1939 wurde im nationalsozialistischen Reich der „Reichsvollkornbrotauschuss“ gegründet, um den Verzehr von Vollkornbrot in Deutschland zu fördern. Butter und andere fetthaltigen Lebensmitteln waren zu der Zeit kostbar und begrenzt, sodass man den Deutschen das fetthaltigere Vollkornbrot schmackhaft machen wollte.
Leider enthält Vollkornbrot sowohl viele Antinährstoffe wie Phytinsäure, die der Verdauung von Menschen mit Schilddrüsenproblemen große Probleme bereiten können. Zum anderen ist es reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, welche wie oben beschrieben den Schilddrüsenhormonstoffwechsel auf dreierlei Weise negativ beeinflusst. Auch die These, dass Vollkornbrot immer besser für die Blutzuckerregulation ist, ist mittlerweile widerlegt.9
7) Süßstoffe (inkl. Stevia, Erythrit, Xylit)
Da Zucker in den Medien aktuell als der Feind Nr. 1 präsentiert wird (völlig zu Unrecht), greifen immer mehr Frauen zu zuckerfreien Alternativen wie künstlichen Süßstoffen:
- Aspartam
- Acesulfam K
- Stevia (Steviolglykosid)
- Sucralose
- …
oder Zuckeraustauschstoffe wie
- Xylit
- Eryhtrit
- Sorbit
- …
All diese Zuckerersatzstoffe haben, wie der Name schon sagt, das Ziel Zucker zu ersetzen. Man hat also das süße Gefühl im Mund, es kommen aber keine Kohlenhydrate in Form von Glukose oder Fruktose im Verdauungssystem an.
So clever, wie wir Menschen manchmal denken, dass wir unseren Körper austricksen können, so sehr leiden wir langfristig unter dieser Täuschung. Zum einen braucht unser Körper Zucker im Hormonumwandlungsprozess der Schilddrüsenhormone (z.B. Umwandlung von T4 in T3 in der Leber) und zum anderen kommen unsere Hunger- und Sättigungshormone durch dieses falsche Süßgefühl im Mund so aus der Balance, dass unser Blutzuckerspiegel langfristig völlig durcheinander gerät. Wir bekommen noch mehr Heißhunger auf Süßes und können gar nicht mehr aufhören zu essen.
Blutzuckerschwankungen und gestörte Hunger- und Sätttigungshormone können eine typische Ursache für Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion sein. Der vermeintlich gesunde Verzicht von Kohlenhydraten und Zucker (Low Carb, No Carb, Ketose) wirkt sich nachweislich negativ auf die Schilddrüsenhormone aus. 10,11
Als ich vor einigen Jahren angefangen habe, diese Zusammenhänge zu erforschen, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, warum ich so unter meiner Schilddrüsenunterfunktion und meinem Hashimoto leide. Warum ich so große Probleme hatte abzunehmen, obwohl ich mich doch so „gesund“ ernährt habe und warum mir ständig kalt war und mein Darm und meine Verdauung komplett kaputt waren.
Wenn du noch mehr über die schilddrüsenfreundliche Ernährung lesen willst, dann lies dir unbedingt folgenden Blogartikel „Die Wahrheit über Zucker! Warum Zucker essentiell für Deine Schilddrüse ist und warum ich durch zuckerfreie Ernährung meine Schilddrüse fast zerstört hätte.“ durch.
Für alle Lebensmittel gilt: Testen geht vor blindem Nachmachen. Lerne deinen Körper und deine Schilddrüse kennen. Höre deinem Körperfeedback zu, anstatt einfach nur blind Ernährungsplänen zu folgen. So kannst du z.B. direkt anhand von Puls- und Temperaturmessung prüfen, ob die Lebensmittel wirklich deine Schilddrüse hemmen oder nicht.
Wenn du mehr über schilddrüsenfreundliche Ernährung erfahren möchtest und deine Schilddrüsengesundheit selbst in die Hand nehmen möchtest, dann bewerbe dich hier für einen Platz für mein Schilddrüsen-Coaching.
Verwendete Studien:
1Ishizuki Y. et al. (1991): The effects on the thyroid gland of soybeans administered experimentally in healthy subjects. Nihon Naibunpi Gakkai Zasshi, May 20;67(5), pp: 622-9.
2 Ebert EC. (2010): The thyroid and the gut. J Clin Gastroenterol, July 44(6), pp: 402-6.
3Chaitanya NCSK et al. (2018): Systematic analysis on possibility of water fluoridation causing hypothyroidism. Indian J Dent Res, May-Jun, 29(3), pp:3 58-363.
4Fukusen N. et al. (1985): Inhibition of chymase activity by phosphoglycerides. Arch Biochem Biophys. Feb 15; 237(1), pp:118-23.
5Chopra IJ et al. (1985): Evidence for an inhibitor of extrathyroidal conversion of thyroxine to 3,5,3′-triiodothyronine in sera of patients with nonthyroidal illnesses. J Clin Endocrinol Metab, Apr;60(4), pp: 666-72.
6Tabachnick M. & Korcek L. (1986): Effect of long-chain fatty acids on the binding of thyroxine and triiodothyronine to human thyroxine-binding globulin. Biochim Biophys Acta. Apr 11;881(2), pp:292-6.
7Wiersinga WM et al. (1988): Inhibition of nuclear T3 binding by fatty acids. Metabolism. Oct;37(10), pp:996-1002.
8 Babiker A et al. (2020): The role of micronutrients in thyroid dysfunction. Sudan J Paediatr. 20(1), pp:13-19.
9Herden, B. (2020): Das Ende der Diätregeln, wie wir sie kennen. 10.11.2020 Welt.de (abgerufen am 24.03.2021)
10Bisschop PH et al. (2001): Isocaloric carbohydrate deprivation induces protein catabolism despite a low T3-syndrome in healthy men. Clin Endocrinol (Oxf). 2001 Jan;54(1), pp:75-80.
11Fery F et al. (1982): Hormonal and metabolic changes induced by an isocaloric isoproteinic ketogenic diet in healthy subjects. Diabete Metab. 1982 Dec;8(4), pp:299-305.