Ich erinnere mich noch gut an den November vor einigen Jahren. Ich saß mit vier weiteren weiblichen Kolleginnen und einem männlichen Kollegen im Büro und alle waren fleißig an ihren Schreibtischen. Die Tastaturen glühten, die Köpfe auch …. bis der Hahn im Korb aufsprang: „Ich muss hier lüften, es ist so heiß hier!“ „Oh nein“, dachte ich, „mir war den ganzen Tag schon etwas frisch“. 5 Minuten später…alle Frauen hatten mittlerweile mindestens eine Steppweste oder Strickjacke übergezogen, saß ich schon mit Winterjacke da, meine Hände so kalt, dass ich sie kaum noch bewegen konnte auf der Tastatur. Kennst du das Gefühl?
Damals dachte ich noch, das ist ein Frauen-Problem (weniger Muskelmasse usw.). Heute weiß ich: Ja, es ist ein Frauen-Problem, aber vor allem, weil 9 mal mehr Frauen als Männer an Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto oder Schilddrüsenunterfunktion erkranken. Die Schilddrüse reguliert nämlich ganz maßgeblich unser Temperaturempfinden – sowohl in die eine Richtung (ständiges Frieren & kalte Hände) als auch ständige Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen sind nicht ungewöhnlich.
Aber nicht nur das – als größte Hormondrüse im Körper spielt die Schilddrüse eine sehr zentrale Rolle für unser Wohlbefinden. Viele Symptome, von denen du vielleicht gar nicht weißt, dass sie mit deiner Schilddrüse zusammenhängen, können ihre Ursache in einer Unterfunktion der Schilddrüse oder Hashimoto-Erkrankung haben.
Wenn die Schilddrüse aus der Balance kommt – Unterfunktion und Überfunktion zeigen unterschiedliche Symptome
Funktionsstörungen der Schilddrüse wie Überfunktion oder Unterfunktion kommen sehr häufig vor, sind deshalb aber keinesfalls „normal“, sondern absolut ernst zu nehmen und können starke gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Doch was ist der Unterschied zwischen den beiden Funktionsstörungen? Wie erkennt man solche funktionellen Einschränkungen? Welche Beschwerden und Symptome sind jeweils typisch?
Was sind Funktionsstörungen der Schilddrüse?
Die Schilddrüse kann verschiedene Funktionszustände aufweisen. Dabei stellt natürlich die normale Funktion (Euthyreose) den erwünschten Zustand dar. Ist die Schilddrüse vereinfacht gesagt „wenig aktiv“ spricht man von einer Hypothyreose (Unterfunktion). Ist sie „überaktiv“ spricht man von einer Hyperthyreose (Überfunktion).
Hierbei ist es erst mal egal, ob man eine vergrößerte oder verkleinerte Schilddrüse, Knoten, Struma, Kropf oder eine Autoimmunerkrankung wie Hashimoto Thyreoiditis hat. Die Funktionsstörung (also Unter- oder Überfunktion) entscheidet am Ende, welche Symptome sich zeigen.
Bei Funktionsstörungen kommt es zu fehlerhaften Stoffwechselprozessen unter Beteiligung der Schilddrüsenhormone. Wichtig: Diese können viele verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel durch eine Überversorgung mit Hormonen durch fehlerhafte Medikamenteneinnahme, dadurch dass Leber und Darm geschwächt sind und die Hormone nicht mehr umgewandelt werden können, der Transport im Blut nicht funktioniert, weil Nährstoffe fehlen und vieles vieles mehr:
Schilddrüsenüberfunktion
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
In der medizinischen Fachsprache wird die krankhafte Überfunktion der Schilddrüse Hyperthyreose genannt. Hier produziert das Organ zu viele Hormone. Dabei sollte die Überfunktion nicht mit der sogenannten Thyreotoxikose gleichgesetzt werden – sie bedeutet, dass eine zu hohe Konzentration an Schilddrüsenhormonen im Blut vorkommt. Diese Phänomene können verschiedene Ursachen haben. Die Frage ist immer, ob zu viele Hormone produziert oder von der Schilddrüse freigesetzt werden.
Die Produktion von Schilddrüsenhormonen wird in einem Regelkreis zwischen Hirnanhangsdrüse und Schilddrüse gesteuert. Wenn die Hirnanhangsdrüse eine gesteigerte Produktion von Schilddrüsenhormonen anregt, kann dies zudem zum Wachstum von Schilddrüsengewebe führen. Es gibt verschiedene Schweregrade der Überfunktion, die wie folgt eingeteilt werden¹:
- latente/kompensierte Hyperthyreose: niedriger TSH-Spiegel, normaler Schilddrüsenhormonspiegel
- subklinische Hyperthyreose: erhöhter Schilddrüsenhormonspiegel, aber ohne Symptome
- manifeste Hyperthyreose: krankhafte, behandlungsbedürftige Überfunktion
- thyreotoxische Krise: lebensbedrohliche Verschlimmerung einer Schilddrüsenüberfunktion
TSH wird von der Hirnanhangsdrüse produziert und bedeutet Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Dieser Wert kann im Lebensverlauf natürlichen Schwankungen unterworfen sein, aber auch als Hinweis auf eine Schilddrüsenüber- oder unterfunktion gelten. Niedrige Konzentrationen können auf eine Überfunktion hindeuten (mit einigen Ausnahmen).
Symptome der Schilddrüsenüberfunktion – Woran bemerkt man eine Schilddrüsenüberfunktion?
Funktionsstörungen der Schilddrüse treten in der Regel sehr unspezifisch auf, so auch die Überfunktion. Herzrasen, Schlafstörungen, hohe Pulsfrequenz, Gewichtsverlust und Durchfälle sind typisch für eine Hyperthyreose. Auch zittrige Hände, hoher Blutdruck und Muskelschwäche können mit einer Überfunktion zusammenhängen.
Je nach Ursache können die Beschwerden aber auch schnell mit denen der Unterfunktion verwechselt werden oder sich entsprechend abwechseln. Wer zum Beispiel an einer Unterfunktion leidet und deswegen Medikamente bekommt, erkennt an den genannten Symptomen, ob es womöglich zu einer Überdosierung an Hormonen gekommen ist. Die Schilddrüse ist dann vielleicht falsch eingestellt. Gerade wenn man anfängt, seine Schilddrüse auf natürliche Weise wieder zu aktivieren, sollte man diese Symptome kennen. Meinen Coaching-Teilnehmerinnen rate ich dann schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen, sodass dieser die Hormondosis (z.B. L-Thyroxin) dann bei Bedarf reduzieren kann, weil die Schilddrüse wieder selbst mehr Hormone produziert und weniger zugeführte Hormone benötigt.
Folgende Symptome sind typisch für eine Schilddrüsenüberfunktion:
Herz & Stimmung:
- Herzrasen, innerliche Unruhe
- Schneller Pulsschlag
- Hoher Blutdruck
- Rastlosigkeit
- Nervosität
- Händezittern
- Konzentrationsstörungen
Temperaturregulierung:
- Hitzewallungen
- Vermehrtes Schwitzen
Augen:
- Gerötete Augen
- Hervorstehende Augen (Exophthalmus)
Schlaf:
- Schlaflosigkeit
- nächtliches Schwitzen
Verdauung & Stoffwechsel:
- Durchfall
- Übelkeit
- Gewichtsabnahme
Haut & Haare:
- Haarausfall
- Hautunreinheiten
- Warme, feuchte Haut
Schilddrüsenunterfunktion
Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
Die in Fachkreisen als Hypothyreose bezeichnete Schilddrüsenunterfunktion beschreibt eine mangelhafte Versorgung mit Schilddrüsenhormonen. Hier liegt meistens die primäre Form vor. Das bedeutet, die Ursache liegt in der Schilddrüse selbst (und nicht z. B. in der Hirnanhangsdrüse). Oft tritt diese zusammen mit einer Autoimmunthyreoiditis auf (Hashimoto Thyreoiditis), also einer Autoimmunerkrankung.
Auch bei der Schilddrüsenunterfunktion gibt es verschiedene Schweregrade wie eine latente oder manifeste Funktionsstörung. Außerdem kann die Unterfunktion auch angeboren sein. Man spricht von einer Schilddrüsenaplasie, wenn das Organ bereits bei der Geburt komplett fehlt.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion – Woran bemerkt man eine Schilddrüsenunterfunktion?
Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist meistens nicht leicht zu erkennen. Das Krankheitsbild kann dabei sehr uncharakteristisch und vielfältig sein. Gerade bei ausgeprägter Tagesschläfrigkeit und Müdigkeit sollte man aber auf jeden Fall an eine solche Fehlfunktion denken.
Weil der Körper auf die Schilddrüsenhormone angewiesen ist, können schwere Verläufe sogar Bewusstlosigkeit und Koma nach sich ziehen. Diese Problematik ist natürlich sehr ernst zu nehmen, aber häufig bemerken Betroffene die Unterfunktion bereits vorher. Ein Merkmal ist eine leichte bis mäßige Gewichtszunahme, weil der Stoffwechsel gehemmt wird. So können auch Beschwerden wie Kurzatmigkeit, eine niedrige Herzfrequenz, Schwerhörigkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen auf eine Unterfunktion hindeuten.
Eine Unterfunktion beginnt im Erwachsenenalter meist schleichend und wird deshalb oft viel zu spät entdeckt. Typische Symptome sind die folgenden² ³ ⁴:
Verdauung & Stoffwechsel:
- Blähungen
- Gewichtszunahme (manchmal auch Gewichtsabnahme)
- Verstopfung
- Aufgeblähter Bauch
- Bauchschmerzen
- Saures Aufstoßen
- Lebensmittelunverträglichkeiten (Histaminintoleranz, Fruktosemalabsorption, Laktoseintoleranz, Zöliakie, Milcheiweißunverträglichkeit…)
- Reizdarm
Schlaf:
- Probleme einzuschlafen oder durchzuschlafen
- wenig Tiefschlaf
- Müdigkeit tagsüber
- Einschlafneigung tagsüber
Haut & Haare:
- Diffuser Haarausfall
- Mattes Haar
- Haarausfall seitlich
- Haare werden früh grau oder weiß
- Augenbrauen werden dünner
- Brüchige Nägel oder Längsrillen
- raue, trockene Haut
- Akne, Hautunreinheiten
- schlecht heilende Wunden und Verletzungen
Temperaturregulierung:
- Kälteempfindlichkeit
- niedrige Körpertemperatur
- Temperaturempfindlichkeit, kalte Hände, Füße, Nase, Frösteln
Bindegewebe:
- Cellulite
- Schwellungen von Gesicht und Augenpartien
- Ödeme, gedunsenes Gesicht, geschwollene Hände und Füße
- Wassereinlagerung
Herz:
- niedriger Puls
Gehirn / Nervensystem:
- Konzentrationsprobleme
- Gedächtnisschwierigkeiten
- Gehirnnebel
- Schleier vor den Augen
- Gefühl von Watte im Kopf
- Erschöpfung
- Vergesslichkeit
- Desinteresse
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Reizbarkeit
- Stimmungsschwankungen
- Überempfindlichkeit, Schreckhaftigkeit
- Ungeduld
- Wutausbrüche
- Schwindel beim Aufstehen
- Verschwommenes Sehen
- Zittern
Schmerzen:
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Muskelschmerzen in den Beinen, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche
- Restless Legs
- Kribbeln und Taubheitsgefühle
- Tinnitus
- Grippesymptome ohne Grippe
Sonstiges:
- Hoher Cholesterinspiegel
- ständiges Räuspern, Engegefühl in der Kehle, Heiserkeit oder Veränderung der Stimme
- Kloßgefühl
- Häufiges Harnlassen
- Allergien treten neu auf oder verschlechtern sich (z.B. Heuschnupfen, Hausstaub)
Symptome bei Hashimoto
Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoditis kann sowohl die Funktionsstörung Schilddrüsenunterfunktion als auch die Funktionsstörung Schilddrüsenüberfunktion vorliegen mit den jeweils oben genannten Symptomen. Bei den meisten Frauen führt Hashimoto jedoch langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Schilddrüse ist aufgrund der chronischen Entzündung erschöpft und schafft es nicht mehr ausreichend Hormone zu bilden.
Viele Frauen kennen auch die typischen Hashimoto-Schübe. Hashimoto-Schub-Anzeichen sind dann ein gehäuftes Auftreten der Symptome zu einer bestimmten Zeit. Diese können z.B. ausgelöst werden durch zu viel Stress, Mangelernährung/Diäten oder strenge Sportpläne.
Schilddrüsenunterfunktion – Welche Symptome sind typisch bei Frauen?
Alle der oben genannten Symptome betreffen sowohl Frauen als auch Männer, die unter eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto leiden. Zusätzlich gibt es aber einige sehr häufig vorkommende Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion, die vor allem Frauen betreffen z.B.:
- Perioden- / Zyklusprobleme (z.B. PMS, kein Eisprung, Periodenschmerzen, unregelmäßiger Zyklus, starke Monatsblutung oder ausbleibende Periode)
- Myome, Zysten im Unterleib
- Libidoverlust
- unerfüllter Kinderwunsch
- Fehlgeburt, Schwangerschaftskomplikationen
- Wechseljahresbeschwerden
Dies liegt vor allem daran, dass die Schilddrüse als größte Hormondrüse im Körper einen enormen Einfluss auf andere Hormondrüsen wie z.B. die Eierstöcke hat. Ist die Schilddrüse aus der Balance, so kommen oft auch die weiblichen Hormone durcheinander.
Was kannst du wirklich gegen die Symptome tun?
Leidest du auch an einem oder mehreren der oben aufgeführten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion trotz „guter Blutwerte“ oder hast du immer noch zahlreiche Symptome, obwohl du schon Schilddrüsenmedikamente wie z.B. L-Thyroxin einnimmst?
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Verwendete Literatur:
¹ Pearce, E.N. (2006): Diagnosis and management of thyrotoxicosis. BMJ, 332(7554), pp: 1369–1373.
² Barnes, B. (1976): Hypothyroidism: The unsuspected Illness. Library of Congress Cataloging.
³ Rieger, B. (2019): Diagnose Hashimoto. F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH. Stuttgart.
⁴ William, A. (2017): Thyroid Healing. Hay House. USA.