Jod bei Hashimoto: Muss ich Jod wirklich meiden?

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Jod bei Hashimoto

Eine der häufigsten Fragen, die ich im Zusammenhang mit Hashimoto gestellt bekomme ist: „Hannah, ich habe Hashimoto: Muss ich jodhaltige Lebensmittel jetzt meiden?„. Aber auch wenn du kein Hashimoto hast, sondern nur eine „normale“ Schilddrüsenunterfunktion bist du bestimmt schon mal auf das Thema Jod gestoßen.

In diesem Artikel gehe ich auf eure wichtigsten Fragen zum Thema Jod ein: Führt ein Jodmangel zu Schilddrüsenunterfunktion? Wie wirkt Jod im Körper? Muss man bei Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion Jod vermeiden? Kann Jod Nebenwirkungen auslösen? Ist Jodsalz bei Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion sinnvoll? Wie viel Jod braucht man bei Schilddrüsenunterfunktion? Wo findet man Jod in Lebensmitteln? …und vieles mehr.

Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?

Jod (korrekt eigentlich „Iod“ geschrieben) ist ein essenzielles Spurenelement, das heißt unser Körper kann es nicht selbst herstellen. Deshalb sind wir auf Jod aus der Nahrung angewiesen.

Wo spielt Jod im Körper eine Rolle?

Jod wird in jeder Zelle des Körpers benötigt, aber besonders wichtig ist es für folgende Organe und Körperfunktionen:

  • Schilddrüse
  • Brüste
  • Eierstöcke
  • Entwicklung des Nervensystems (beim Fötus)

Jod ist ein wichtiger Baustein für unsere Schilddrüsenhormone. Das Schilddrüsenhormon T3 besteht chemisch gesehen aus der Aminosäure Tyrosin und 3 Jod-Atomen (Trijodthyronin (T3)). Das Schilddrüsenhormon T4, auch genannt Tetrajodthyronin oder Thyroxin, besteht aus Tyrosin und 4 Jod-Atomen.

Im Körper wandelt sich das T4-Hormon (inaktives Schilddrüsenhormon) ins aktive Schilddrüsenhormon T3 um, indem durch Enzyme ein Jod-Atom abgespalten wird. Zudem finden sich besonders viele Jodrezeptoren in den Brüsten und Eierstöcken.

Jodmangel & Schilddrüse: Kann ein Mangel an Jod zu Schilddrüsenunterfunktion und Kropf (Struma) führen?

Dass Jod ein wichtiger Baustein für die Herstellung der Schilddrüsenhormone ist, wissen wir nun. Nehmen wir also gar kein Jod über die Nahrung auf und sind unsere Jodreserven im Körper auch völlig erschöpft, können wir auch keine Schilddrüsenhormone mehr bilden.

Viele Jahre lang galt auch Jodmangel als die Nr. 1 Ursache von Kropf- oder Strumaerkrankungen, also einer Vergrößerung des Schilddrüsengewebes. Tatsächlich ist es aber so, dass es viele Ursachen für eine Vergrößerung der Schilddrüse und auch Unterfunktion geben kann wie z.B. auch eine zu hohe Jodzufuhr¹, ein Überschuss an Östrogenen im Verhältnis zu Progesteron und vieles mehr (mehr dazu weiter unten).

Jod bei Hashimoto – gefährlich?

Wenn ich unter Hashimoto Thyreoiditis leide, muss ich dann Jod meiden? Tatsächlich deuten einige Studien daraufhin, dass eine vermehrte Jodzufuhr eine Schilddrüsenentzündung (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) auslösen kann.²’³’⁴. Manche Ärzte raten auch bei Schilddrüsenunterfunktion Jod zu vermeiden.

Auf Jod und jodhaltige Lebensmittel gänzlich zu verzichten macht meiner Erfahrung nach aber keinen Sinn (auch bei Hashimoto nicht), weil die Schilddrüse ja Jod für die Hormonbildung benötigt.

Deshalb ist es so spannend zu schauen, warum Jod bei Hashimoto Thyreoiditis oft schlecht vertragen wird und warum Jod Nebenwirkungen und Verschlechterungen der Krankheit auslösen kann. Hier einige Faktoren, die die tatsächliche Ursache von Jod-Unverträglichkeiten sein können:

  • Einnahme von zu hohen Mengen an Jod (z.B. über Nahrungsergänzungsmittel, Jodtabletten, Jodtropfen)
  • Mangel an Co-Faktoren, die der Körper für die Verarbeitung von Jod zwingend benötigt (Mangel an Magnesium, Vitamin A (nicht Beta-Carotin), Vitamin C, Niacin, Selen,…)
  • Histaminintoleranz (oft ausgelöst durch Darmprobleme – >> hier erfährst du mehr über die Wichtigkeit deines Darms )
  • Reaktion auf andere Inhaltsstoffe in jodhaltigen Lebensmitteln (z.B. Schwermetalle in Algen)

Ziel sollte also sein, nicht die Jodaufnahme komplett zu vermeiden, sondern die Jodverarbeitung / Jodaufnahme im Körper zu verbessern, den Körper durch die Wahl richtiger Lebensmittel zu stärken (in allen Co-Faktoren) und die Darmgesundheit zu verbessern statt blind dem Jod die Schuld für die Unverträglichkeit zu geben.

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In welchen Lebensmitteln ist Jod enthalten?

Jod ist ein natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel. Folgende Lebensmittel enthalten mehr als 100 ug Jod pro 100 g:

  • Meeresalgen
  • Kabeljau
  • Krabben
  • Shrimps
  • Hummer
  • Jakobsmuscheln
  • Miesmuscheln

Süßwasseralgen wie Chlorella und Spirulina enthalten sehr geringe Mengen Jod. Wakame, Kelp oder Kombu sehr hohe Mengen.

Vielleicht hast du schon mal die Warnhinweise auf Algen zur Schilddrüse gesehen. Hier ein Foto für einen typischen Warnhinweis:

Dieser Hinweis muss in Deutschland auf jeder Verpackung jodreicher Algenerzeugnisse mit einem Jodgehalt von min. 10 – 20 mg/kg aufgedruckt werden.⁵

Zudem findest du gesunde Mengen an Jod in folgenden Lebensmitteln:

  • Milch
  • Kartoffeln
  • Eier
  • Fleisch

Neben dem Konsum von jodreichen Lebensmitteln kann es auch hilfreich sein, die Lebensmittel zu vermeiden, die eine goitrogene Wirkung haben, die also verhindern, dass Jod überhaupt in der Schilddrüse aufgenommen werden kann.

Hier erfährst du mehr darüber welche Lebensmittel du bei Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto besser meiden solltest.

Jodsalz bei Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion?

Und wie sieht es jetzt mit Jodsalz bei Hashimoto aus? Ist Jodsalz gut für die Schilddrüse oder solltest du besser auf unjodiertes Salz bei Schilddrüsenproblemen zurückgreifen?

Jodsalz wurde in Deutschland erstmalig 1959 auf den Markt gebracht. Zunächst wurde es nur von Ärzten verschrieben und wurde später 1981 für jeden frei verfügbar im Supermarkt angeboten – bis heute.

Ursache für die Einführung von Jodsalz war damals die Erklärung der WHO, die Deutschland als Jodmangelgebiet einstufte. Diese Einstufung wurde 2007 zurückgenommen.

Die flächendeckende Einfuhr von Jodsalz in Deutschland hat an der Anzahl der Neuerkrankungen an Schilddrüsenleiden leider nichts verändert. Studien zeigen stattdessen sogar, dass die Rate an Schilddrüsenerkrankungen nach Einnahme von Jodsalz eher noch ansteigt.⁶’⁷’⁸

Ich empfehle meinen Coaching-Klientinnen kein Jodsalz zu verwenden. Warum? Jodsalz besteht aus Natriumchlorid und Kaliumjodat. Während Natriumchlorid (Kochsalz) sehr wichtig ist, vor allem Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto verlieren vermehrt Natrium über den Urin, ist das künstlich zugeführte Kaliumjodat im jodierten Salz nicht zu empfehlen. Unser Körper benötigt für die Aufnahme von Jod nicht nur Jod alleine, sondern auch alle wichtigen Co-Faktoren, damit die Jod-Atome überhaupt vom Körper aufgenommen werden können, weshalb gesunde Lebensmittel immer jodiertem Salz vorzuziehen sind. Das gleiche gilt auch für flouriertes Salz. >> Hier findest du 7 Lebensmittel, die du bei Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto besser meiden solltest.

Wie viel Jod pro Tag? Sind Jodtabletten die Lösung?

Was ist mit Jodtabletten für die Schilddrüse? Oft werden T4-Jod-Kombipräparate wie L-Thyrox Jod oder zusätzliche Jod-Tabletten wie Jodetten, Jodid 200 oder ähnliches bei Schilddrüsenunterfunktion verschrieben.

Auch im Bereich Nahrungsergänzungsmittel und Supplemente gibt es eine Vielzahl an Produkten mit Jod zum Einnehmen.

Es gibt auch Verfechter der Hochdosis-Jodtherapie, bei der hohe Mengen von bis zu 100 mg Jod täglich eingenommen werden⁹’¹⁰, was ich aber aus eigener Erfahrung und auch durch zahlreiches Feedback meiner Klientinnen nicht empfehlen kann.

Deshalb stellt sich schnell die Frage: Wie viel Jod pro Tag ist richtig?

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die empfohlene Zufuhr an Jod bei 200 ug pro Tag für Jugendliche und Erwachsene.¹¹

Dann wäre doch das einfachste, jeden Tag eine 200 ug Tablette Jod einzuwerfen und das Problem ist gelöst, oder? Leider nein. Unser Körper ist viel zu komplex und alle Nährstoffe interagieren miteinander. Nehmen wir mehr Jod auf, brauchen wir z.B. auch mehr von anderen Nährstoffen. Haben wir Darmprobleme, kann z.B. die Menge an Jod aus den Tabletten eventuell gar nicht aufgenommen werden.

Eine fixe Dosierungsempfehlung für alle zu geben finde ich deshalb fatal, weil jeder Körper in jeder Lebenssituation unterschiedlich viel Jod braucht und von folgenden Faktoren abhängig ist:

  • Versorgung mit Jod (Wie viel Jod hat der Körper gespeichert?)
  • Konsum jodreicher Lebensmittel (Wie viel jodreiche Lebensmittel konsumiere ich durchschnittlich?)
  • Versorgung mit Co-Faktoren (Wie groß ist der Mangel an Vitamin A (nicht Beta-Carotin), Magnesium, Vitamin C, Selen…)
  • Empfindlichkeit gegenüber Jod

Kann man seine Jodversorgung testen? Hier gibt es in der Literatur unterschiedliche Testverfahren, um die eigene Jodversorgung zu testen, z.B.:

  • Blut-Test
  • Haarmineralanalyse
  • Jod-Haut-Test
  • Urin-Test (z.B. Jod-Sättigungstest)

Der Jod-Sättigungstest ist der am aussagekräftigsten für die wirkliche Versorgung des Körpers mit Jod. Allerdings darf dieser nur bei gesunden Schilddrüsenwerten (TSH, ft3, ft4) durchgeführt werden und bei Schilddrüsenproblemen (z.B. heiße Schilddrüsenknoten, Schilddrüsenüberfunktion) oder Nierenerkrankungen kann es zu starken Nebenwirkungen kommen.

Wieso rate ich von der Einnahme von Jodtabletten oder Jodtropfen ab?

Jodtabletten wie Jodetten enthalten künstliches Kaliumiodit. Jodtropfen wie z.B. die Lugolsche Lösung enthalten neben Kaliumiodit noch elemantares Jod, welches der Körper sonst selbst aus Jodsalzen umwandelt und der Schilddrüse für die Hormonbildung zur Verfügung stellt.

Wie schon beim Jodsalz beschrieben, liegt meiner Meinung nach die Lösung nicht darin, künstliches Jod zuzuführen, weil wichtige Co-Faktoren fehlen, um das Jod aufzunehmen und zu verarbeiten.

Zudem verlieren wir unser wichtiges Körperfeedback, was uns genau signalisiert, ob wir gerade Lust auf Sushi und Fisch haben oder nicht. Wir können immer neue Tests entwickeln, aber schlussendlich werden doch nur Teile unseres Körpers auf Jod untersucht (Blut, Urin, Haare) und niemand kann die tatsächliche Verteilung in unserem Körpergewebe (Schilddrüse, Brustgewebe, Eierstöcke) vorhersagen. Dies ist einer der Gründe, warum ein Fokus meiner Coachings darin liegt, das eigene Körperfeedback wieder zu trainieren und ich bin immer fasziniert wie Frauen plötzlich ganz intensiv spüren, ob ihr Körper gerade mehr Fisch, mehr Sushi oder ähnliches braucht oder der Körper gut gesättigt ist.

Fazit und meine Empfehlung

Jeder Körper braucht Jod, egal ob mit Hashimoto oder nicht. Zu wenig Jod kann genauso eine Unterfunktion der Schilddrüse auslösen wie zu viel Jod. Ziel sollte also nicht sein, dass wir Jod oder jodreiche Lebensmittel aus Angst vor einer Autoimmunreaktion weglassen. Vielmehr sollten wir uns damit beschäftigen, was wir tun können, um die Jodaufnahme im Körper und die Jodverarbeitung und Hormonumwandlung zu verbessern. In meinen Coachings gehen wir dieses Thema intensiver an und wir betrachten neben der Schilddrüse selbst auch Leber und Darm als wichtige Orte der Hormonumwandlung.

Jod ist auch nicht das oft beworbene Heilmittel, das jede Schilddrüsenunterfunktion sofort auflöst (das wäre zu schön und dann würde es vermutlich auch keine Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion mehr geben). Vielmehr ist es einer von zahlreichen Faktoren, die darüber bestimmen, ob die Schilddrüse die Hormone bildet. Meist gibt es mehrere Stellschrauben an denen man drehen darf, um die Schilddrüse wieder zu stärken und die Umwandlung der Schilddrüsenhormone in die aktive Form zu verbessern. Oft ist nämlich nicht die Bildung der Schilddrüsenhormone das Problem, sondern die Umwandlung von T4 in T3, also die Abspaltung des Jod-Atoms. Hierfür ist es wichtig, die Leber- und Darmfunktion zu stärken.

Wenn du also nicht nur auf ein Pferd setzen willst (z.B. Jod), sondern deinen kompletten Körper in Balance bringen willst, dann bewirb dich jetzt für einen Platz in meinem Schilddrüsen-Coaching und erfahre, wie du deine Schilddrüsenhormone auf natürliche Art und Weise wieder in Balance bringen kannst.

Verwendete Studien:

¹ Wémeau J. L. (2002): Hypothyroïdies liées aux surcharges iodées [Hypothyroidism related to excess iodine], Presse medicale (Paris, France : 1983), 31(35), pp:1670–1675.

² Ruwhof, C., & Drexhage, H. A. (2001): Iodine and thyroid autoimmune disease in animal models, Thyroid : official journal of the American Thyroid Association, 11(5), pp:427–436.

³ Schumm-Draeger, P. M. et al. (1996): Spontane Hashimoto-artige Thyreoiditis im Modell der Katze [Spontaneous Hashimoto-like thyroiditis in cats], Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, 80, pp:297–301.

⁴ Bagchi, N. et al. (1985): Induction of autoimmune thyroiditis in chickens by dietary iodine, Science, 230(4723), pp:325-327.

⁵ Bundesinstitut für Risikobewertung (2007): Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen (abgerufen am 05.06.2021)

⁶ Harach, H. R. et al. (1985): Thyroid carcinoma and thyroiditis in an endemic goitre region before and after iodine prophylaxis, Acta endocrinologica, 108(1), pp: 55–60.

⁷ Harach, H. R. et al. (2002): Thyroid cancer and thyroiditis in Salta, Argentina: a 40-yr study in relation to iodine prophylaxis, Endocrine pathology, 13(3), pp:175–181.

⁸ Zois, C. et al. (2003): High prevalence of autoimmune thyroiditis in schoolchildren after elimination of iodine deficiency in northwestern Greece, Thyroid : official journal of the American Thyroid Association, 13(5), pp:485–489.

⁹ Kauffmann & Kauffmann (2018): Jod – der vergessene Schlüssel zur Gesundheit. 4. überarbeitete Auflage, Systemed Verlag, Lünen.

¹⁰ Farrow, L. (2017): Jod-Krise. 2. Auflage. Mobiwell Verlag.

¹¹ Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2000): Referenzwerte Jod (abgerufen am 05.06.2021)

Hannah Hauser_Ernährung

Hey,

ich bin Hannah

Als studierte Ernährungswissenschaftlerin helfe ich Frauen, die aufgrund ihrer Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto unter ständiger Müdigkeit, Zyklusproblemen, Haarausfall, ständigem Frieren oder überflüssigen Pfunden leiden, sich endlich wieder wohl in ihrem Körper zu fühlen.

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